Umbau-Tipps vom Experten
«Rangieren möglichst vermeiden»
26. Mai 2025 agvs-upsa.ch – Ist der Platz rar oder auch bei grosszügigen Neubauten, ist sein Know-how gefragt: Volker Wistorf, Leiter Anwendungstechnik bei André Koch AG/Axalta Switzerland, weiss, worauf man beim Umbau einer Carrosserie- Werkstatt für mehr Effizienz achten sollte. Jürg A. Stettler

Eine digital vernetzte Carrosserie-Werkstatt mit optimierten Prozessen erlaubt es, Kosten einzusparen und die Effizienz zu steigern. Fotos: André Koch AG/ Axalta Switzerland

Volker Wistorf, Leiter Anwendungstechnik bei André Koch AG/Axalta Switzerland
Als gelernter Autolackierer mit Meisterdiplom ist Volker Wistorf nicht einfach irgendein Theoretiker, der über Bauplänen brütet und dann vom Schreibtisch aus scheinbar clevere, in der Praxis aber kaum umzusetzende Tipps gibt. Der Leiter Anwendungstechnik bei André Koch/Axalta Switzerland hat «Lack im Blut» und sucht, ob bei einem bestehenden Bau oder einem Neubau, immer nach einer Lösung, «wie die Arbeitsprozesse optimal ablaufen können, das ist ganz wichtig. Dazu braucht es immer einen seriöse Bedarfsanalyse». Dazu wird er idealerweise so früh wie möglich in die Planung integriert, denn schliesslich können schon erste Vorplanungen wie die Position der Zufahrten entscheidenden Einfluss aufs Endresultat und die Effizienz eines Betriebs haben.
Bedarfsanalyse gibt Richtung vor
Der 57-Jährige könnte seinen Kunden eigentlich immer wieder die gleichen Fragen stellen: «Wie viele Fahrzeugdurchgänge plant der Betrieb pro Jahr? Mit welchem Auslastungsgrad plant man? Wie viele Arbeitsstunden pro Tag sind vorgesehen? Aus diesen Daten kann ich ableiten, wie viele Arbeitsplätze benötigt werden.» Klar gebe es noch einige weitere Stellschrauben, etwa die prozentuale Aufteilung von Kleinschadenreparaturen und Carrosserie- Schäden, doch die Antworten auf die obigen Fragen bilden stets die Basis der Planung eines Um- oder Neubaus. Oft sind die Platzverhältnisse durch die bestehenden Räumlichkeiten oder die Grundstücksgrösse gegeben. Diese gilt es dann optimal auszunutzen. Mit einem vielsagenden Schmunzeln ergänzt der langjährige Produktmanager und technische Leiter bei Axalta: «Auch wenn der Architekt schon einen netten Plan hat, lohnt es sich, diesen nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen. Schliesslich ist er der Bauexperte, kennt aber die täglichen Prozesse im K&L-Bereich eher selten.»
Wichtig: In Prozessen denken
Der gegebene Grundriss des Raumes oder der Halle ist die Basis für einen detaillierten Plan, in dem die einzelnen Arbeitsplätze massstabgetreu als verschiebbare Elemente eingesetzt werden. So tastet sich Volker Wistorf dann an die beste Lösung heran. Wichtig ist dem Experten, dass man unbedingt die viel Zeit fressenden Rangierarbeiten integriert. «Ich versuche, immer in Prozessen zu denken. Je weniger Zeit man durch Rangieren und unnötige Wege verliert, desto mehr bleibt für verrechenbare Arbeit. Je nach Platzierung liegt vielleicht auch ein zusätzlicher Arbeitsplatz drin, was einen Prozess beschleunigen oder zusätzliche Einnahmen bedeuten kann», so Wistorf weiter. In den Vorgesprächen mit Garagistinnen, Garagisten und Carrossiers versucht der Spezialist von André Koch/Axalta Switzerland ausserdem stets zu eruieren, ob es möglich ist, einen Querverschub zu integrieren und welche Vorteile dieser mit sich bringen kann. Bei viele Fahrzeugen, die heute nach der Demontage nur noch eingeschränkt oder mit hohem Aufwand bewegt werden können, ist Querverschub eine gute Lösung. Selbst wenn die Platzierung der Trocknungskabinen schon festgelegt ist, hinterfragt der erfahrene Techniker dies sicherheitshalber nochmals. «Platziert man beispielsweise die Aggregate nicht in der Werkstatt selbst, sondern vielleicht oberhalb der Kabine, dann bedeutet das für den Kabinenbauer zwar meist einen ungeliebten Mehraufwand, der natürlich auch ein höheres Investment verlangt, aber langfristig hole ich dank besserer Effizienz der Prozesse sowie mehr Arbeitsplätze diese Investition wieder raus», erklärt er.

Dank einer sogenannten «Heatmap» lassen sich in einer Carrosserie Hotspots und Konfliktzonen eruieren, die es für einen idealen Prozessablauf aufzulösen und zu vermeiden gilt, um unproduktive Zeiten und Abläufe zu minimieren.
Besuch von Musterbetrieben
Trotz seiner grossen Erfahrung gesteht er: «Manchmal muss ich einen Plan auch wieder weglegen und etwas ganz anderes machen. Manchmal braucht’s auch ‹Out oft he box›- Denken und plötzlich habe ich dann die Lösung.» Wistorf liefert dem Kunden nicht nur eine Variante, sondern verschiedene Optionen, die er dann mit ihm erörtert und dessen Bedürfnisse er nochmals einfliessen lässt. Wenn es vor Ort sehr eng ist, macht er bereits einen ersten Rangierplan, um die Effizienzsteigerung oder Herausforderungen besser verdeutlichen zu können. «Zuweilen machen wir auch einen Besuch mit dem potenziellen Bauherren in einem Musterbetrieb. Das bringt ebenfalls nochmals neue Ideen und beim Kunden Verständnis für den Prozessgedanken», so der Experte.
Auch Mischraum mitplanen
Wistorfs Planung bezieht sich dabei nicht nur auf die Multifunktionsarbeitsplätze im K&L-Bereich, mit den Vorbereitungsplätzen für Spengler, dem Lackierbereich, dem Platz für den Finish oder Smart-Repair, sondern meist nimmt er sich gleich noch den Mischraum zur Brust. «Auch hier kann man durch eine effiziente Anordnung und eine Abstimmung auf die einzelnen Prozesse viel Platz und Zeit sparen; darum liefere ich meist ebenfalls einen Vorschlag für eine Mischraumplanung mit den einzelnen Geräten bis hin zu einem Konzept für die Reinigung von Lackierpistolen und sonstigem Lackiererwerkzeug», erklärt er. Zudem berät er den Werkstattbetreiber oft in Bezug auf Arbeits- und Ex-Schutz, «selbst wenn das ganz klar in der Verantwortung des Betreibers bleibt.»
Und wie sieht es bezüglich Energielösungen aus? Die Kosten schossen hier massiv in die Höhe. Reicht allenfalls der frei zugängliche, neue Branchenfahrplan für Garagen und Carrosserie- Betriebe von Energie Schweiz als Orientierungshilfe, wie man Energie und CO2 einsparen kann? «Woher die Werkstatt ihre Energie bezieht, überlasse ich den Betrieben. Ich versuche bei einer Neuplanung einfach durch Einsparungen im Prozess etwas herauszuholen», erklärt Wistorf. Nur schon durch die richtige Auswahl des Lackmaterials und der verschiedenen Lackier- und Vorbereitungskabinen kann durch eine Bypass-Steuerung, Wärmerückgewinnung oder einen Frequenzumformer viel Energie eingespart werden. Hierzu empfiehlt er, die Experten der Kabinenbauer in die Prozessplanung zu involvieren. «Ich konzentriere mich auf die (Werkstatt-)Prozesse und hole da möglichst viel raus», so der Spezialist von André Koch/ Axalta Switzerland abschliessend.

Eine digital vernetzte Carrosserie-Werkstatt mit optimierten Prozessen erlaubt es, Kosten einzusparen und die Effizienz zu steigern. Fotos: André Koch AG/ Axalta Switzerland

Volker Wistorf, Leiter Anwendungstechnik bei André Koch AG/Axalta Switzerland
Als gelernter Autolackierer mit Meisterdiplom ist Volker Wistorf nicht einfach irgendein Theoretiker, der über Bauplänen brütet und dann vom Schreibtisch aus scheinbar clevere, in der Praxis aber kaum umzusetzende Tipps gibt. Der Leiter Anwendungstechnik bei André Koch/Axalta Switzerland hat «Lack im Blut» und sucht, ob bei einem bestehenden Bau oder einem Neubau, immer nach einer Lösung, «wie die Arbeitsprozesse optimal ablaufen können, das ist ganz wichtig. Dazu braucht es immer einen seriöse Bedarfsanalyse». Dazu wird er idealerweise so früh wie möglich in die Planung integriert, denn schliesslich können schon erste Vorplanungen wie die Position der Zufahrten entscheidenden Einfluss aufs Endresultat und die Effizienz eines Betriebs haben.
Bedarfsanalyse gibt Richtung vor
Der 57-Jährige könnte seinen Kunden eigentlich immer wieder die gleichen Fragen stellen: «Wie viele Fahrzeugdurchgänge plant der Betrieb pro Jahr? Mit welchem Auslastungsgrad plant man? Wie viele Arbeitsstunden pro Tag sind vorgesehen? Aus diesen Daten kann ich ableiten, wie viele Arbeitsplätze benötigt werden.» Klar gebe es noch einige weitere Stellschrauben, etwa die prozentuale Aufteilung von Kleinschadenreparaturen und Carrosserie- Schäden, doch die Antworten auf die obigen Fragen bilden stets die Basis der Planung eines Um- oder Neubaus. Oft sind die Platzverhältnisse durch die bestehenden Räumlichkeiten oder die Grundstücksgrösse gegeben. Diese gilt es dann optimal auszunutzen. Mit einem vielsagenden Schmunzeln ergänzt der langjährige Produktmanager und technische Leiter bei Axalta: «Auch wenn der Architekt schon einen netten Plan hat, lohnt es sich, diesen nochmals genauer unter die Lupe zu nehmen. Schliesslich ist er der Bauexperte, kennt aber die täglichen Prozesse im K&L-Bereich eher selten.»
Wichtig: In Prozessen denken
Der gegebene Grundriss des Raumes oder der Halle ist die Basis für einen detaillierten Plan, in dem die einzelnen Arbeitsplätze massstabgetreu als verschiebbare Elemente eingesetzt werden. So tastet sich Volker Wistorf dann an die beste Lösung heran. Wichtig ist dem Experten, dass man unbedingt die viel Zeit fressenden Rangierarbeiten integriert. «Ich versuche, immer in Prozessen zu denken. Je weniger Zeit man durch Rangieren und unnötige Wege verliert, desto mehr bleibt für verrechenbare Arbeit. Je nach Platzierung liegt vielleicht auch ein zusätzlicher Arbeitsplatz drin, was einen Prozess beschleunigen oder zusätzliche Einnahmen bedeuten kann», so Wistorf weiter. In den Vorgesprächen mit Garagistinnen, Garagisten und Carrossiers versucht der Spezialist von André Koch/Axalta Switzerland ausserdem stets zu eruieren, ob es möglich ist, einen Querverschub zu integrieren und welche Vorteile dieser mit sich bringen kann. Bei viele Fahrzeugen, die heute nach der Demontage nur noch eingeschränkt oder mit hohem Aufwand bewegt werden können, ist Querverschub eine gute Lösung. Selbst wenn die Platzierung der Trocknungskabinen schon festgelegt ist, hinterfragt der erfahrene Techniker dies sicherheitshalber nochmals. «Platziert man beispielsweise die Aggregate nicht in der Werkstatt selbst, sondern vielleicht oberhalb der Kabine, dann bedeutet das für den Kabinenbauer zwar meist einen ungeliebten Mehraufwand, der natürlich auch ein höheres Investment verlangt, aber langfristig hole ich dank besserer Effizienz der Prozesse sowie mehr Arbeitsplätze diese Investition wieder raus», erklärt er.

Dank einer sogenannten «Heatmap» lassen sich in einer Carrosserie Hotspots und Konfliktzonen eruieren, die es für einen idealen Prozessablauf aufzulösen und zu vermeiden gilt, um unproduktive Zeiten und Abläufe zu minimieren.
Besuch von Musterbetrieben
Trotz seiner grossen Erfahrung gesteht er: «Manchmal muss ich einen Plan auch wieder weglegen und etwas ganz anderes machen. Manchmal braucht’s auch ‹Out oft he box›- Denken und plötzlich habe ich dann die Lösung.» Wistorf liefert dem Kunden nicht nur eine Variante, sondern verschiedene Optionen, die er dann mit ihm erörtert und dessen Bedürfnisse er nochmals einfliessen lässt. Wenn es vor Ort sehr eng ist, macht er bereits einen ersten Rangierplan, um die Effizienzsteigerung oder Herausforderungen besser verdeutlichen zu können. «Zuweilen machen wir auch einen Besuch mit dem potenziellen Bauherren in einem Musterbetrieb. Das bringt ebenfalls nochmals neue Ideen und beim Kunden Verständnis für den Prozessgedanken», so der Experte.
Auch Mischraum mitplanen
Wistorfs Planung bezieht sich dabei nicht nur auf die Multifunktionsarbeitsplätze im K&L-Bereich, mit den Vorbereitungsplätzen für Spengler, dem Lackierbereich, dem Platz für den Finish oder Smart-Repair, sondern meist nimmt er sich gleich noch den Mischraum zur Brust. «Auch hier kann man durch eine effiziente Anordnung und eine Abstimmung auf die einzelnen Prozesse viel Platz und Zeit sparen; darum liefere ich meist ebenfalls einen Vorschlag für eine Mischraumplanung mit den einzelnen Geräten bis hin zu einem Konzept für die Reinigung von Lackierpistolen und sonstigem Lackiererwerkzeug», erklärt er. Zudem berät er den Werkstattbetreiber oft in Bezug auf Arbeits- und Ex-Schutz, «selbst wenn das ganz klar in der Verantwortung des Betreibers bleibt.»
Und wie sieht es bezüglich Energielösungen aus? Die Kosten schossen hier massiv in die Höhe. Reicht allenfalls der frei zugängliche, neue Branchenfahrplan für Garagen und Carrosserie- Betriebe von Energie Schweiz als Orientierungshilfe, wie man Energie und CO2 einsparen kann? «Woher die Werkstatt ihre Energie bezieht, überlasse ich den Betrieben. Ich versuche bei einer Neuplanung einfach durch Einsparungen im Prozess etwas herauszuholen», erklärt Wistorf. Nur schon durch die richtige Auswahl des Lackmaterials und der verschiedenen Lackier- und Vorbereitungskabinen kann durch eine Bypass-Steuerung, Wärmerückgewinnung oder einen Frequenzumformer viel Energie eingespart werden. Hierzu empfiehlt er, die Experten der Kabinenbauer in die Prozessplanung zu involvieren. «Ich konzentriere mich auf die (Werkstatt-)Prozesse und hole da möglichst viel raus», so der Spezialist von André Koch/ Axalta Switzerland abschliessend.
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